Mannheim Lindenhof. Im Oktober 1934 wurde ein Mädchen namens Renate in eine Mannheimer Familie geboren. Ein gutes Jahr später, im November 1935, kam auch ihre Schwester Helga auf die Welt. Zusammen wuchsen sie fortan auf dem Lindenhof auf und erlebten hautnah die Schrecken des zweiten Weltkrieges.
Als der Krieg vorbei war zogen sie mit ihrer Familie nach Mannheim-Neckarau. Die Umstellung auf die neuen Lebensumstände bereitete ihnen keinerlei Probleme, da sie schon damals neue Lebenssituationen so annahmen, wie sie kamen. Eine Einstellung zum Leben, welche ihr weiteres Leben noch prägen sollte. Auch die Nachkriegszeit war nicht einfach für die jungen Mädchen. Es gab wenig zu essen und dennoch waren sie zufrieden.
Trotz der vielen Entbehrungen, die diese schwierige Zeit abverlangte, fanden die beiden Schwestern Wege ihre Kindheit mit kleinen Freuden zu füllen. Sie spielten gerne mit ihren Puppen, traten einem Schwimm- und Turnverein bei und spielten leidenschaftlich gerne Handball, was sich als perfekter sportlicher Ausgleich zur harten Realität der Nachkriegszeit entpuppte. Zudem spielte Musik eine große Rolle in Ihren Leben. Ganz besonders das Mundharmonikaspielen bereitete den beiden Freude.
Als sich die Lebenswege des Schwesternpaares räumlich trennten, weil Renate Hernitschek nach Passau in Bayern zog und Helga Lutz in Mannheim sesshaft blieb, änderte sich jedoch an ihrer innigen Beziehung nichts. Sie unterstützten sich weiterhin so geht es ging und hielten engen Kontakt. Frau Hernitschek bekam zwei Töchter, welche heute dasselbe Schicksal wie ihre Mutter und Tante teilen. Die eine Schwester lebt in Mannheim, die andere in Passau.
Beide lebten ein bodenständiges Leben. Waren mit einem kleinen sozialen Umfeld zufrieden, solange sie die Verbindung zueinander hatten. Frau Lutz konnte sich schon immer für Handarbeiten, wie Häkeln und Stricken, oder das Tanzen von Tango und auch Walzer begeistern. Frau Hernitschek war allgemein gut und gerne sportlich aktiv.
Frau Lutz lebt schon seit drei Jahren bei uns im Seniorenzentrum Richard Böttger. Vor einem Jahr folgte die Wiedervereinigung. Auch Frau Hernitschek entschied sich für einen Heimplatz in unserem Seniorenzentrum, um mit ihrer Schwester gemeinsam den Lebensabend bestreiten zu können, dort wo alles begann: auf dem Lindenhof in Mannheim. Sie blicken zufrieden auf ihr Leben zurück. Ein Leben, das sie trotz aller Widrigkeiten geprägt, aber vor allem zusammengeschweißt hat.